Heute muss ich Ihnen erzählen, wie ein Konzertprogramm zustande kommen kann. Da ist zwei Jahre vor dem Konzerttermin, also 2015, zunächst einmal nichts. Leeres Gehirn, leeres Blatt.
Dann taucht am Horizont eine japanische Pianistin auf, die man als Solistin engagieren könnte. Was möchte sie denn spielen? Ah, das erste Klavierkonzert von Chopin! Passt wunderbar: Chopin habe ich mit meinem Orchester noch nie gespielt. Also Neuland. Spannend.
Aber was könnte man Sinnvolles drum herum drapieren? Ein Einleitungsstück, dann das Solokonzert und nach der Pause eine romantische Sinfonie. Halt das Übliche. Langweilig.
Und dann plötzlich die zündende Idee: Das Publikum macht sich doch nach jedem Solokonzert einen Spass daraus, so lange zu applaudieren, bis es zu seiner Zugabe kommt. Warum diese Zugabe nicht für einmal ins Programm integrieren? Und das Orchester daran beteiligen? Es gibt doch so viele Trouvaillen, die nie im Konzertsaal erklingen, weil sie einfach zu kurz sind. Und so taucht dann der Vorschlag auf, Chopins Variationen über «Là ci darem la mano», uns älteren Semestern noch bekannt mit dem deutschen Text «Reich mir die Hand, mein Leben» aus Mozarts «Don Giovanni», an sein Klavierkonzert anzuhängen. Da muss ich allerdings noch die Solistin um ihr Einverständnis fragen, denn jetzt muss sie ja noch eine ganze Menge zusätzlicher Noten unter ihre quirligen Finger stapeln.
So, und damit wäre die Verbindung zwischen Mozart und Chopin hergestellt. Beide waren Klaviernarren (Mozart hat 25 Klavierkonzerte vor allem zum persönlichen Gebrauch komponiert), beide von auffallend kleiner Statur (die linke Hand Chopins kann man heute noch als Gipsabdruck betrachten), beide sind sehr früh verstorben, Mozart mit 36, Chopin mit 39 Jahren. Also lassen wir Mozart selbst zu Wort kommen mit der Ouvertüre zu eben jener Oper, der Chopin das Thema zu seinen Variationen entnommen hat.
Nun fehlt noch ein zweites Werk von Mozart, damit die Symmetrie zwischen den beiden Teilen des Konzerts gewahrt bleibt. Da bietet sich die «Haffnersinfonie» an: Von uns noch nie gespielt, in der gleichen Tonart wie das Eröffnungsstück und Mozarts erste Sinfonie aus seinen Wienerjahren, nachdem er dem verhassten Salzburg den Rücken gekehrt hatte.