7. Dezember 2017

Tonhalle St. Gallen

Flurin meets Robert

Léo Delibes (1836–1891)

Le roi s’amuse: Airs de danse dans le style ancien

Gaillarde – Pavane – Scène de bouquet – Lesquercarde – Madrigal – Passepied – Final

Charles Gounod (1818–1893)

Sinfonie Nr. 1 D-Dur

Allegro molto – Allegretto moderato – Scherzo – Finale: Adagio – Allegro vivace

Robert Schumann (1810–1856)

Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll Op. 129

Nicht zu schnell – Langsam – Sehr lebhaft

Wenn der Dirigent des Orchesters Musikfreunde im Urlaub zufällig im Autoradio ein Cellokonzert hört, das er nicht kennt, das ihm aber ausnehmend gut gefällt, und wenn der Konzertmeister des Orchesters Musikfreunde dem Dirigenten schon lange mit einem jungen Cellisten in den Ohren liegt, den man unbedingt bald einmal engagieren müsse, dann fügt sich das eine wunderbar zum andern. So haben wir Flurin Cuonz, ein aufstrebendes Talent der jungen Schweizer Musikszene, gebeten, mit uns das Cellokonzert von Robert Schumann aufzuführen. Das Werk besticht im ersten Satz durch die weit geschwungenen Melodiebögen des Soloinstruments. Im kurzen langsamen Satz fordert der Komponist den Solisten sogar auf, «mit Ausdruck» zu spielen. Beendet wird das Konzert mit einem kecken schnellen Satz, der in fröhlichem A-Dur endet.

Entstammt der zweite Teil des Abends der Feder eines deutschen Komponisten, so ist der erste Teil französischer Sinfonik gewidmet. Da steht zum Beispiel der Name Charles Gounod. Hm, diesen Namen haben Sie doch schon einmal gehört? Ah richtig, das berühmte Ave Maria, diesen beliebten Hochzeitssong, hat er erfunden. Oder doch nicht? Na ja, die wunderschöne Melodie ist von ihm, aber die Begleitung hat er dem ersten Präludium aus Bachs Wohltemperiertem Klavier entnommen. Aber natürlich kann man Gounod nicht an diesem einen Lied festnageln. Daneben hat er Opern, Messen und auch zwei Sinfonien geschrieben. Wie alle Sinfoniker des 19.Jahrhunderts orientiert er sich an Beethoven, dessen viersätzige Ausformung der Sinfonie er ebenfalls übernimmt. In ihrer Leichtigkeit scheint die Musik oft an Mozart zu erinnern, auch keine schlechte Referenz.

Und noch ein selten gehörter Name: Léo Delibes, bei dessen Erwähnung mir ein erstauntes «Hä?» entgegenkommt. Balletfans kennen ihn von seiner «Coppélia». Bei uns hören Sie die Begleitmusik zum Drama «Le roi s’amuse» von Victor Hugo. Der französische absolutistische König, der sich da mit Mädchen amüsiert, lebte in der Zeit der Renaissance. Dementsprechend antikisierend hat Delibes seine Schauspielmusik konzipiert.

Nun nochmals zum Anfang meiner Gedanken, in denen ich unsern Konzertmeister erwähnt habe: Gabriel Maurer sitzt seit 2007 als Anführer des Orchesters zur Linken des Dirigenten. In dieser Zeit hat er sich mit seiner einnehmenden Art die Herzen des ganzen Orchesters erobert. In dieser Zeit hat sich aber auch sein privates und berufliches Umfeld stark verändert. War er damals noch Student, so ist er heute Sekundarlehrer im Kanton Zürich, verheiratet und Vater zweier Kinder. Und da Gabriel nicht jemand ist, der nur halbe Sachen macht, möchte er sich nun mit diesem Konzert von uns verabschieden.

Cello

Flurin Cuonz

Flurin Cuonz

Flurin Cuonz wurde 1986 in Winterthur geboren und erhielt seinen ersten Violoncello-Unterricht mit 8 Jahren bei Alfred Felder. 2001 wechselte er zu Rebecca Firth (Musikschule Konservatorium Zürich). Nach der Matura (2006) studierte er an der Zürcher Hochschule der Künste in der Klasse von Thomas Grossenbacher, wo er 2009 das Lehrdiplom «mit Auszeichnung» abschloss. Ab 2009 absolvierte Flurin Cuonz das Master-Studium bei Clemens Hagen an der Universität Mozarteum in Salzburg, welches er 2012 mit Höchstnote abschliessen konnte.

In den Jahren 2001-2006 war Flurin Cuonz Mitglied im Jugend Sinfonieorchester Zürich, davon 4 Jahre als Solocellist. Nach erfolgreichem Praktikum 2008/09 wurde er als Zuzüger/Aushilfe am Tonhalle Orchester Zürich akkreditiert. In der Saison 2014/15 hatte er während 5 Monaten eine Zeitstelle als Solocellist des Musikkollegiums Winterthur inne.
Flurin Cuonz konnte sich diverse Wettbewerbspreise erspielen, u.a. den 1. Preis am Cellowettbewerb «Enrico Mainardi» an der Universität Mozarteum Salzburg (2010), 1. Preis des Kiwanis-Wettbewerbes für Violoncello an der Zürcher Hochschule der Künste sowie Auszeichnung mit dem Förderpreis Kammermusik vom Kiwanis Club Zürich (2008). Auch bei verschiedenen Studienpreis-Wettbewerben war Flurin Cuonz erfolgreich, zuletzt 2012 beim Gewinn eines Musikpreises der Kiefer Hablitzel Stiftung (Zustiftung Hedwig Collard-Scherrer). 2009 und 2010 gewann er je einen Studienpreis beim Instrumentalmusik-Wettbewerb des Migros-Kulturprozentes (unterstützt durch die Ernst Göhner Stiftung) und wurde zudem in die Konzertvermittlung des Migros-Kulturprozentes aufgenommen.

Weitere wertvolle Anregungen erhielt Flurin Cuonz u.a. von Alexander Neustroev, Christian Proske, Eckart Heiligers, Rainer Schmidt, Walter Grimmer, Alexander Rudin, Martin Löhr, Christophe Coin und Bernhard Greenhouse.

Der Radiosender Ö1-ORF widmete Flurin Cuonz im April 2011 ein Radioportrait mit Internet-Profil in der Ö1-Talentebörse.
Flurin Cuonz spielt ein Violoncello von Peter Westermann aus dem Jahre 2003.