18. Dezember 2008

Tonhalle St. Gallen

Engeli und Grieg

Edvard Grieg 1843–1907

Norwegische Tänze Op. 35

Allegro marcato – Allegretto tranquillo e grazioso – Allegro moderato alla Marcia – Allegro molto

Edvard Grieg

Drei Sinfonische Stücke aus «Sigurd Jorsalfar» Op. 56

Vorspiel: Allegretto semplice – Intermezzo: Poco andante, Allegro agitato, Andante espressivo – Huldigungsmarsch: Allegretto marziale

Edvard Grieg

Konzert für Klavier und Orchester a-Moll Op. 16

Allegro molto moderato – Adagio – Allegro moderato molto e marcato

Norwegische Tänze - da fallen einem doch gleich die Ungarischen Tänze von Brahms oder die Slawischen Tänze von Dvorak ein - und wie diese hat Grieg seine Tänze erst mal für Klavier vierhändig komponiert, Hausmusik der feinsten Art also. Und wie diese hat er sie dann orchestriert. Halt! Hat er nicht! Er wurde von seinem Verlag sozusagen überrumpelt. Grieg hätte seine Tänze nämlich gerne von einem französischen Komponisten orchestrieren lassen, da er an seinen eigenen Fertigkeiten der Instrumentation zweifelte. Sein Verlag, dessen Namen ich hier anständigerweise nicht bekannt gebe, beauftragte aber den tschechischen Bratschisten Hans Sitt, der uns Geigern noch als Etüdenkomponist in bester Erinnerung ist, mit dieser Aufgabe. Nun ja, schlecht hat es ja dieser Hans Sitt auch nicht gemacht, wie Sie sich leicht überzeugen können. Wenn ich da zum Beispiel an das neckische Oboensolo im zweiten Tanz denke...

In meiner alten, vergilbten Partitur zu „Sigurd Jorsalfar“ aus der Notenbibliothek des Eidgenössischen Orchesterverbands stehen auf der ersten Seite folgende Anmerkungen: «Für das Konzert-Programm / Erläuterungen zu Grieg, Op. 56 / Drei Orchesterstücke aus Sigurd Jorsalfar / Schauspiel von Björnson».

«Im 12. Jahrhundert regierten in Norwegen gleichzeitig zwei Brüder: Eustein und Sigwart, beide durch Weisheit und Mut ausgezeichnet. Obgleich innerlich einander zugetan, leben sie äusserlich in Unfrieden und Streit, der heftig entflammt, als sie sich in gleicher Liebe zu Borghild, eines Edlen Tochter, begegnen.
Borghild, welche sich von Eustein verlassen und entehrt glaubt, hat zum Zeichen ihrer Unschuld - damaliger Sitte gemäss - glühendes Eisen getragen. In wirren Träumen erlebt sie das Furchtbare nochmals, um erwacht, über Eusteins Untreue erneut in Jammer auszubrechen.
Grieg hat aus der zum Björnson-Drama komponierten Musik für Konzertzwecke drei Nummern zusammengestellt, das Vorspiel, das Intermezzo, welches die Träume und das Erwachen Borghilds schildert, und den Huldigungsmarsch, dessen festliche Klänge zur endlichen Versöhnung der Brüder und zum Jubel der Mannen erklingen.»

Und zum Klavierkonzert? Da stand schon vor vierzig Jahren auf meiner Schallplattenhülle, dass das Klavierkonzert von Schumann Pate gestanden hätte. Nun, immerhin sind die Tonarten gleich und der zweite Satz geht ebenfalls nahtlos in den dritten über... Auf meiner Schallplatte spielte damals der ungarische Pianist Geza Anda. Heute hören Sie Benjamin Engeli.

Klavier

Benjamin Engeli

Benjamin Engeli

Benjamin Engeli (*1978) zählt zu den herausragenden Schweizer Pianisten der jungen Generation. Als Preisträger zahlreicher nationaler und internationaler Musikwettbewerbe trat er in den meisten Ländern Europas, in Indien wie auch in Nord- und Südamerika auf. Er erhielt Engagements an grossen Musikfestivals wie Davos, Gstaad, Ludwigsburg, Luzern und Zürich und trat in Konzertsälen wie dem Concertgebouw Amsterdam, der Beethovenhalle Bonn, der Wigmore Hall London, dem Tschaikowsky Konservatorium Moskau, dem Konzerthaus Wien oder der grossen Tonhalle Zürich auf. Neben seiner intensiven solistischen Tätigkeit widmet er sich mit Begeisterung der Kammermusik, seit einigen Jahren vor allem als Mitglied des äusserst erfolgreichen Tecchler Trios, mit dem er 2007 den ARD-Musikwettbewerb in München gewann. Daneben musizierte er u.a. mit Mitgliedern der Berliner, Münchner und Wiener Philharmoniker und ist seit 2007 einer der vier Pianisten des Gershwin Piano Quartets.

Benjamin Engeli stammt aus einer Musikerfamilie und begann schon früh, sich für die verschiedensten Instrumente zu begeistern. Den ersten Klavierunterricht erhielt er dann aber erst als Fünfzehnjähriger bei Adrian Oetiker, bei dem er bis zu seiner Lehrdiplomprüfung an der Musikakademie Basel studierte. Gleichzeitig erhielt er eine Ausbildung als Hornist an der Musikhochschule Luzern. Ab Oktober 2000 wurde er in der Meisterklasse der Musikhochschule Zürich von Homero Francesch betreut, wo er 2003 mit dem Solistendiplom abschloss. Daneben erhielt er Unterricht bei Lazar Berman, Andrzej Jasinski, John O‘Conor, Maurizio Pollini, Menahem Pressler, Andràs Schiff und Gérard Wyss.